Die Haute Couture von Paris…
…haben meine Mom und ich gestern erlebt. So hatte Muttern in ihrer Funktion als Einzelhandelskauffrau zwei Karten für die Modenschau von Marithé und Francois bekommen und dies als Anlass aufgefasst, mal eben nach Paris zu düsen (und mich nebenbei zu besuchen). Continue Reading →
Einen ganz großartigen Plan…
…hatte Pablo, der beste Freund meines Mitwohnis, neulich.
Da ist der junge Mann doch in Mitbewohnernot, denn der seinige meinte, kurzfristig aus Paris abreisen zu muessen. So suchte und suchte er, fand jedoch nur weibliche Wesen, die er nicht in sein Appartment lassen wollte (ob er wohl Angst vor Frauen hat…?) und kam auf eine glorreiche Idee: Er könnte ja einfach für MICH eine neue Mitbewohnerin suchen, die dann für sechs Monate bei MIR einzieht. Gleichzeitig – war der Plan – sollte Alyosha, mein Mitwohni, bei Pablo einziehen für diese sechs Monate. Danach allerdings würde sich eine ähnliche Situation wie jetzt präsentieren: Pablo würde von Neuem suchen (für seine eigene Wohnung diesmal) und Alyosha käme in unser Appartment zurück.
Also sagte Pablo zu jeder Wohnungsfee, die in sein Heim schwebte, es ginge eigentlich nicht um dieses Appartment, sondern um ein anderes, am anderen Ende der Stadt. Jenes habe zwar ein Durchgangszimmer (in dem ich jetzt wohne), jedoch koste es etwas weniger.
Und alle diese suchenden Seelen sollte ich mir dann ein paar Tage später angucken, um das Zimmer Alyoshas für sechs Monate zu bevölkern. Continue Reading →
Mit einem Strahlen im Gesicht…
…kam heute eine junge Frau in einer der Straßen in der Nähe des Place Vendôme auf meine Mutter und mich zu. Und mit dem gleichen Strahlen zeigte sie auf einen Ring zu unseren Füßen auf dem Bürgersteig.
Ob der wohl aus Gold sei, wollte sie von uns wissen, und hob den Ring behutsam auf. Und dass sie ihn ja nicht tragen könnte, erklärte sie auf italienisch, das verbiete ihr ihre Religion. Bevor wir noch auf ihre Fragen und Kommentare reagieren konnten, hatte mir Madame den vermeintlichen Goldring auch schon in die Hand gedrückt, machte devote Halbverbeugungen und entfernte sich von uns.
Wir, völlig verdattert, wollten gerade die Straße vor uns überqueren, da hörten wir ein „Attendez!“ hinter unserem Rücken. Zögernd drehten wir uns um und sahen dieselbe junge Frau wieder mit einem Strahlen auf uns zukommen, diesmal mit ausgestreckter Hand. Ob wir ihr nicht ein bisschen Geld geben könnten, fürnen Café oder so, fragte sie diesmal. Da machte es klick bei meiner Mom und mir, ich gab der Italienerin ihren Ring zurück (den sie auf einmal trotz ihrer Religion annehmen konnte) und wir gingen weiter unseren Wegs.
Was wäre wohl passiert, wenn wir unsere Geldbeutel gezückt hätten, fragten meine Mom und ich uns später.
Szenario Nummer eins: Frau nimmt unser Geld, reißt uns den Ring aus der Hand und rennt fort.
Szenario Nummer zwei: Frau nimmt den Geldbeutel meiner Mutter, reißt uns den Ring aus der Hand und rennt fort.
Szenario Nummer drei: Frau nimmt das Geld, wartet auf die zwei Männer, die bis dahin hinter einem der parkenden Autos gekauert haben. Die kommen angerannt, greifen sich das Geld, den Geldbeutel, den Ring und dazu noch die Handtasche meiner Mom. Dann reißen sie meiner Mama die Kette vom Hals und nehmen reißaus…
Findet Ihr eigentlich, ich übertreibe…?
L.
Zwei kleine Chinesen…
…haben heute die französischen Postbeamten bespasst – und den Rest der Postkunden gleich mit.
So kam ich also wie immer in Zeitdruck in die Post bei uns um die Ecke gehetzt, um letzten Endes dann doch die lang versprochenen französischen Spezialitäten an meinen Lieblingsanwalt in Deutschland zu schicken (das mit dem Anwalt ist eine lange Geschichte). Völlig außer Atem reihe ich mich also in die gewohnt lange Schlange ein und wundere mich schon über die zwei monstruösen Koffer direkt vor mir. Anscheinend gehören sie dem kleinen Chinesen neben und der kleinen Chinesin vor mir, also frage ich höflich den kleinen Chinesen neben mir, ob sie diese Koffer verschicken wollen (mit dem Vorhaben, wenn er „nein“ sagt, die Koffer schnell an die Seite zu stellen, damit ich überaus geschicktes Wesen in all meiner Verwirrtheit nicht darüber stolpere…). Monsieur Chinois scheint jedoch kein Wort von meinem natürlich perfektem Französisch zu verstehen und schiebt sie nur wild irgendwas vor sich hin murmelnd weiter in Richtung kleine Chinesin vor mir.
Also akzeptiere ich die Tatsache, dass die beiden tatsächlich diese unglaublich großen Koffer den Postbeamten anvertrauen wollen, schmunzele leicht über den chinesischen Weihnachtsaufkleben auf dem großen roten Exemplar und denke nur Mama, ich will auch son großes Weihnachtsgeschenk.
Nach scheinbar Stunden des Wartens (zum Glück ist der Prof meines Kurses, der in zwei Minuten anfangen soll, Argentinier, die akademische Viertelstunde ist also bei ihm längst nicht ausreichend…) kommt die kleine, zierliche Chinesin vor mir an die Reihe und ist sichtlich überfordert mit ihrem Elefantengepäck… Ihr männlicher Begleiter hat sie nämlich gerade alleine gelassen, um Schokoriegel zu kaufen, wie wir Postkunden fünf Minuten später feststellen. Auf sich allein gestellt rupft Madame Chinoise mit aller Kraft an den Bändern der Koffer, zieht sie bis kurz vor den Postschalter. Dort guckt der Postmensch nur ungläubig auf die zwei Riesenpakete – so wenig wie wir kann er wohl glauben, dass es solch große Koffer überhaupt gibt
Dem ist jedoch so und inzwischen hat sich Monsieur Chinois wieder neben seinem Schützling eingefunden, samt Schokoriegel (die er strahlend der wenig begeisterten, kleinen Chinesin hinhält) und dritter Chinesin im Schlepptau, die im Gegensatz zu den ersten zwei Exemplaren wohl Französisch spricht. Sie versucht also dem Postbeamten (und dem Rest der Anwesenden) zu erklären, dass diese zwei Köfferchen per Post versendet werden sollen nach Clermont-Ferrand. Kopfschüttelnd kriecht Herr Postmeister hinter seinem Schalter hervor und macht die Armprobe, hebt die Koffer also einen nach dem anderen in die Höhe. An der roten Farbe seines Kopfes können wir Anwesenden sehen, dass das zulässige Höchstgewicht von 30 Kilogramm wohl überschritten ist, was er daraufhin auch sofort erklärt: seine geübten Arme identifizieren 45 Kilogramm für Koffer Nummer eins und noch mehr für Koffer Nummer zwei.
Inzwischen bin auch ich an die Reihe gekommen und nachdem ich letzten Endes doch fast über die beiden Koffer stolpere, schaffe ich es heil zu meinem Schalter hinten rechts in der Ecke. Dem Postbeamten kann ich jedoch kaum zuhören, so vertieft bin ich in das Chinesen-Spektakel. Der Monsieur mir gegenüber wiederholt zwar mehrmals, ich solle um mein Dilettantenpaket (bin doch nur arme Studentin und verfüge nicht über richtige, widerstandsfähige Pappe) noch Tesa kleben, damit das auch hält, ich jedoch pappe nur schnell lustlos zwei von den mir freundlich angebotenen Streifen links und rechts an mein Päckchen. So nimmt Herr Postmensch sich schließlich kopfschüttelnd und vor sich hin murmelnd selbst meines Superpakets an und klebt es von oben und bis unten mit Tesafilm zu, nur um danach stolz auf sein Werk zu schauen und es behutsam in die Päckchenklappe hinter sich fallen zu lassen.
Die Chinesen am anderen Ende des Raumes haben inzwischen anscheinend abgelassen von ihrem Projekt und hören aufmerksam dem netten Postbeamten zu, der ihnen erklärt, wie sie ihre Mission doch noch mit Hilfe anderer Paketdienste erfüllen können und sich daraufhin dem nächsten, schon ungeduldigen Kunden widmet.
Auch ich werde nun von meinem Postbeamten entlassen und trotte in Richtung argentinischer Prof, wobei ich mir nur denke: „Die spinnen, die Chinesen – noch mehr als die Franzköpp!“
L.
Die Rückkehr meines Mitwohnis…
…ist kaum zu übersehen: der Wasserhahn tropft, die Küche steht voll mit dreckigem Geschirr und – natürlich – es riecht rund um die Uhr nach totem Tier in unserem kleinen Appartment.
Und jedes Mal, wenn der kleine Alyosha ansetzt mit: „Findest Du, ich sollte…“ verkriech ich mich unter meiner Bettdecke schon ahnend, dass der Satz weitergeht mit „…XXX von Dir essen?“ Daraufhin kann ich meist nicht nein sagen, was dazu führt, dass Monsieur mir sprichwörtlich die Haare vom Kopf mampft.
Wenn ich dann zu Repressalien greife wie „Die Falafel zahlst Du mir jetzt aber mal.“ schwebt über Monsieurs Kopf zwei Tage eine kleine, dunkle Wolke – ich sehe förmlich, wie er sich ärgert und überlegt, was er denn alles nächstes von meinen Sachen essen könnte…
Klopapier und Spülmittel ist auch nicht mehr da und dabei hab ich doch die letzten drei Male die Putzeinkäufe erledigt!
Müssen Männer eigentlich so sehr ihren Vorfahren ähneln – ich warte tagtäglich darauf, dass er sich anner Liane durch mein Zimmer schwingt…
L.
Als Engel in weiß…
…hat sich die kleine Segolène Royal heute präsentiert in der Sendung „J’ai une question à vous poser“ (= Ich möchte Ihnen eine Frage stellen). Zum zweiten Mal wurde dort einer der Präsidentschaftskandidaten vorgestellt (Wahlen sind hier am 22. April bzw. die zweite Runde am 6. Mai), vergangene Woche war mein „Lieblingskandidat“ Sarkozy an der Reihe. Continue Reading →
Toute sa life quoi…
…hat mir der Mensch in der U-Bahn gestern erzählt.
Da saß ich also nichtsahnend mit meiner Weinflasche unterm Arm auf meinem Klappsitz und hörte seelenruhig meine Musik. Und plötzlich kommt ein über alle Ohren grinsender Mensch in den Zwanzigern in unseren Wagen gehüpft. Ohne zu zögern setzt er sich neben mich und fängt an: „Was isn das fürn Wein?“ Ich zeige ihm die Flasche (diese jedoch schön festhaltend für den Fall, dass er sie mir gleich aus der Hand reißen will). „Ach nee“, sagt Monsieur da, „Rotwein mag ich nicht, Rosé ist besser. “ Ich sage: „Öhhm, find ich nicht“, und schaue leicht lustlos aus dem Fenster.
Monsieur lässt sich jedoch nicht entmutigen und erzählt mir, dass ihm soeben seine Digitalkamera geklaut wurde. Er hätte in der Metro gesessen und auf einmal sei ein großer, muskulöser Mann auf ihn zugekommen und hätte ihm das preziöse Stück einfach aus der Hand gerissen. Nichts hätte dagegen tun könne, er wäre fast alleine in der Metro gewesen und der Mensch gegenüber einfach zu stark.
Drei Tage sei sie alt gewesen, die Kamera, und ein Geburtstagsgeschenk, erzählt Monsieur mir mit plötzlich traurigem Blick. Und was er denn jetzt seinen Eltern sagen solle, die hätten ihm das gute Stück schließlich geschenkt. Völlig überfordert von diesem plötzlichen Trauerfall stammele ich nur, er würde schon ne neue finden und seine Eltern würden das besimmt tverstehen.
Daraufhin springt der Mensch auch schon wieder auf, hüpft aus der Ubahn und ruft noch: „Jedenfalls geh ich jetzt mit ihnen essen, schönen Tach noch!“ und springt winkend davon.
Ich bleibe leicht verwirrt zurück, denke noch Schon seltsam, diese Franzosen… und widme mich wieder meiner Musik.
L.
Mein Telefonmausdasein…
…ist nun fürs Erste beendet – jedenfalls als deutsche Maus.
So saßen wir zehn Telefonkandidaten heute ein vorerst letztes Mal (die Umfrage wird ja zweimal pro Jahr gemacht, also das nächste Mal im Juli) in unserem Lieblingstelefonraum mit unserem Lieblings-Chef d’équipe („Lieblings“ denn er schreit uns gar nicht mehr an…). Fünf Interviews sollten wir noch machen, was wirklich lächerlich wenig war angesichts der Tatsache, dass wir sonst in einer Vier-Stunden-Schicht etwa 20 machen. Und trotzdem hat es bis zur letzten Minute gedauert, bis wir endlich diese fünf Interviews im Kasten hatten. Continue Reading →
Moderne Kunst…
…ist ja nun nicht für jederman etwas, hab ich gestern wieder festgestellt. Da hüpf ich also mit der kleinen Marion zum Palais de Tokyo, da an dem Abend für uns Musée-d’Orsay-Karteninhaber der Eintritt umsonst ist.
Schon in der Eingangshalle werden wir begrüßt von einem riesigen Gülleflatschen in Form eines zerquetschten…Dinosauriers? Genau wissen wir das nicht, froh sind wir aber, nicht gerade gegessen zu haben.
Weiter gehts zu „Kunstobjekten“ wie einer durchgebrannte Lüftung, umgeworfenen Stühlen oder auch sadistischen Bildern, die wir nur bis zur Hälfte schaffen, so abstoßend sind sie (als wir die kleine Galerie in der Ausstellung verlassen, sehen wir auch das Schild: Kindern unter 16 wird vom Besuch der Bildersammlung abgeraten).
Schön ist auch die Sammlung Schimmelpilze oder das Güllesofa, die in uns spontan den gleichen Wunsch hervorrufen wie der Gülleflatschen in der Eingangshalle.
Herrlich erfrischt treten wir also heraus aus diesem Kunstpalast und sind heilfroh, keinen Eintritt bezahlt zu haben – als wir den roten Zähler über der Tür sehen.
„Das ist die Zeit, die es noch dauert, bis die Sonne explodiert.“ erzählt uns strahlend die Frau an der Kasse. Und auf meine Frage, ob das irgendeine wissenschaftliche Fundierung hätte, sagt sie nur, nein, das habe ein Künstler gemacht (und wieder dieses Strahlen auf ihrem Gesicht). Daraufhin grinse ich nur schief und sage: „Aha, na da sag ich jetzt lieber mal nichts zu…“ Und ihr Strahlen erlischt mit einem Schlaf, sie guckt in die andere Richtung…
Marion und ich hüpfen endgültig aus dem großartigen Kunstpalast, gucken uns kopfschüttelnd an und ich meine nur: „So würd ich auch gerne mal mein Geld verdienen…“
L.
Zottelige Amis…
…haben wir gestern in der Ubahn getroffen. So fuhren Valentin, Peter (zwei kleine Tiroler) und ich nach nem kleinen Konzert im 18. Arrondissement seelenruhig und leicht erschöpft nach Hause.
Und plötzlich kommen diese drei Höhlenmenschen in unsere Bahn. Einer mit roten Haaren zugewachsenem Gesicht und hellblauer Wollmütze aufm Kopf, der andere braune Haare (natürlich auch zugewachsenes Gesicht) und Hut und der dritte hatte zwar kein zugewachsenes Gesicht, aber lange Haare und son dreifarbiges (in Bob-Marley-Farben), einzentimeterbreites Band quer im Haar (also praktisch wie ein Stirband nur irgendwie misslungen).
Bei mir riefen die Gesellen natürlich spontan einen kleinen Lachanfall hervor, den ich jedoch zu unterdrücken suchte – man soll den kleinen Ausländern ja keinen schlechten Empfang bieten, dachte ich mir als kleine Ausländerin. Ganz in Ami-Manier sprach uns dann auch einer der Zottel an: „Are you guys going to party now?“ Nein, antworten wir guys, wir hätten schon Party gemacht bzw. seien aufnem Konzert gewesen und die anderen zwei wollten schnell inne Heia, sie müssten schließlich morgen früh aufstehen.
„Have you guys some wheat?“ kam die nächste Frage aus dem zugewachsenen Mund. Auch das mussten wir brave Menschen verneinen, wir wüssten auch nicht, wo man sowas herbekomme. Dass er Investment Banker wäre, erzählte mir dann eine der Zottelfiguren, worauf ich ihn nur zweifelnd ansah und fragte, ob er denn den Hut bei seiner Arbeit anbehälte. Daraufhin lachte die ganze haarige Gesellschaft und sagte, das sei ein „joke“ gewesen und sie arbeiteten als Graphikdesigner, würden Aufkleber machen.
Nacheinander verließen mich Valentin und Peter, hüpften winkten aus der Ubahn, so dass ich schliesslich alleine mit den Höhlenmenschen blieb. Die erzählten mir von Deutschland, wo sie vorher gewesen waren, und davon, dass München ja nun freundlicher und einfacher zu verstehen sei, als Paris. Auch dabei zuckte ich leicht mit der Augenbraue mir einen Bayern vorstellend, die ja so schon kaum zu verstehen sind, auf Englisch geht das ja dann gar nicht mehr … 😉
Schließlich machte mir die Haargang um zwölf und kurz bevor sie selber aus der Bahn hüpften noch ne Valentinsfreude (an dieser Stelle: fröhlichen Valentinstag an alle!) und schenkte mir ein selbstgebasteltes Valentinsherz, woraufhin ich nur dachte, sind ja eigentlich ganz nett, diese Zottelmenschen…
L.