Die Natursucht meines Mitbewohners…
…nimmt ungeahnte Ausmaße an. So fühlt sich der kleine Äquatorianer bereits seit längerem unwohl in dieser großen, dreckigen Stadt, wie er es ausdrückt.
Nachdem er sich schon generell von viel Fleisch ernährt (was ihm seiner Meinung nach den Tieren und dem Urwald näher bringt), hat er seit einigen Wochen außerdem nur noch Rohkost gekauft. In unserem Kühlschrank entsteht also schon fast ein kleiner Urwald mit all dem Grünzeug, den Bananen und Wurzeln.
Nun aber treibt es Alyosha eindeutig auf die Spitze und verkündet mir gestern voller Freude, er hätte auf einem Bauernhof in der Nähe von Paris eine Ziege gekauft. Endlich Frischmilch gäbe es nun für uns, Vermieter und Hausmeisterin hätten auch nichts gegen ein ‚kleines Haustier‘. Klären müssten wir jetzt nur noch, in welchem Bett die Ziege schlafe…
L.
Den großen Frühjahrsputz…
…hab ich heute gemacht und unser kleines, niedliches Appartment von der einen oder anderen Bakterie befreit. Das ist bei den scharfen Putzmitteln in Froonkreisch auch kein Schweres – mich als alte Allergikerin hätte es fast mit hingerafft… Continue Reading →
Den großen Ghetto R…
…haben Marion und ich neulich kennengelernt. Uns unter Leute mischen wollten wir nämlich und sind spontan zu einem Poetry-Slam in der Nähe der Pariser Börse gehüpft. Bei Poetry-Slams können alle Poeten und Nicht-Poeten sich auf die Bühne stellen und selbstgedichtete oder abgeguckte Reime vortragen. Geld bekommen sie dafür keins, warmherzigen Applaus schon. Continue Reading →
Die Invasion eines Irländers…
…erleben wir kleinen Sorbonne-Studenten gerade.
Nachdem nämlich schon sämtliche, sonstige, englischsprachigen Kurse von unserem netten Master-Chef annuliert wurden, findet dieser nun statt: Economic History in the 20th century.
Extra aus Dublin angereist ist Mister Kevin O’Rourke dafür und hat sich für diese Woche in Paris eingenistet.
Ganz begeistert bin ich jedes Mal, wenn Herr Irländer (und so sieht er auch aus, mit echt roten Haaren – toll!) seinen Mund aufmacht und Sätze daraus kommen wie: „And then that guy tried to rip off the other guys, right?“ Sone richtige Kaffeekräzchen-Anekdoten-Atmosphäre kommt da auf und richtig spannend ist das auch, was er erzählt.
Mit meiner Begeisterung bin ich nur leider leicht allein, da die kleinen Franzosen um mich herum größtenteils echte Schwierigkeiten haben, mit dem irischen Stil mitzukommen. So spricht einerseits unser kleiner Historiker-Prof ziemlich schnell, hüpft von einer Tabelle zur nächsten. Andererseits aber ist bei den meisten Französken es mit dem Englisch nunmal nicht weit her… so kann ich noch nichtmal stolz drauf sein, dass ich das alles verstehe, wenn um mich herum nur Leute sitzen, die immer noch das „s“ bei der dritten Person Singular vergessen…
Zu meiner allergrößten Bestürzung meinte heute Mister O’Rourke daraufhin, er könne morgen den Kurs ja auf Französisch halten. Verstehen kann ich das schon – der junge Mann will ja auch gerne seine Sprachkenntnisse etwas aufbessern. Nur frage ich mich, ob er wohl auf Französisch genauso amüsant sein wird, wie in Englisch?
„Et puis, ce mec-là a essayé d’estamper les autres gars…“ klingt doch nur halb so nett, oder? Schnüff…
L.
Als Latino getarnt…
…fielen uns am Wochenende die jungen Männer in der Bar La Peña in Saint Germain an.
Mit meinen beiden südamerikanischen Freundinnen Verónica (Bolivien) und Marina (Brasilien) hatte ich mich nämlich in die kleine Salsa-Disco im Keller gewagt – und gewagt war dies wirklich nennen, denn trotz deren Latinoblut konnten weder sie noch ich so richtig Salsa tanzen.
Das mit dem Studenten-Dienst…
…hat die Sorbonne irgendwie noch nicht so richtig verstanden – auch wenn sie es ja anscheinend gut meint.
Da hängen seit drei Tagen an allen Wändern „Frisch gestrichen“-Schilder, die Geländer dürfen nicht mehr angefasst, die Treppen nicht mehr benutzt werden…
Positiv könnte man das alles ja sehen – die Wände werden wieder strahlen, die Geländer wieder glänzen, die Sorbonne wird herausgeputzt! Sogar der Bildschirm im Erdgeschoss wurde endlich angeschmissen und zeigt die neueste Konferenz in der Uni an…
…juchuu!
Wen interessiert da, dass wir keine Treppen mehr steigen und den Aufzug nehmen müssen, die heutige Jugend bewegt sich ja genug. Und keinen interessiert es auch, dass Menschen wie ich jedes Mal einen Asthmaanfall bekommen, wenn sie in das KOMPLETT frisch gestrichene Gebäude treten und spannenden Profs zuhören müssen, DREI STUNDEN LANG.
Wie gesagt, das alles ist (bis auf für Motzkuchen wie mich) ja eigentlich noch ganz positiv. Wären da nicht die Automaten.
Von denen hatte bisher eh immer nur einer funktioniert. Dieser eine meine Lieblingsautomat hatte mir freiwillig und umsonst regelmäßig Cola ausgespuckt, was mich darüber hinwegtröstete, dass keiner der anderen Automaten funktionierte. Selbst dieser Trost wurde mir jetzt genommen – während das Nicht-Funktionieren der Restautomaten demonstrativ mit vorgestellten Mülleimern unterstrichen wird, hat nun auch mein Supi-Automat den Geist aufgegeben…
Also ich finde, die Sorbonne könnte sich doch anstatt um ihre Gebäude mal ein bisschen mehr um das körperliche Wohlbefinden ihrer Adepten sorgen!
L.
London à la française…
…hab ich am Wochenende erlebt. Vier Tage hab ich mich eingenistet bei meinen zwei englischen Freundinnen Lucy und Lauren und so richtig nach Paris zurück wollte ich am Ende nicht.
Geahnt hatte dies Klein-Frankreich wohl und gedacht: so nicht. Von allen Seiten mischten sich unter britische Doppeldeckerbus-Eindrücke dezente, aber nicht zu übersehende Frankreich-Nuancen… Continue Reading →
Wie zu erwarten war…
…haben meine liebevollen Master-Profs gestern mein Thema auseinandergenommen.
Mitten in der Präsentation nämlich sagte der Chef auf einmal: „Also Ihr Modell, das geht so nicht.“ Woraufhin ich entgegnete: „Soll ich mich gleich wieder hinsetzen oder trotzdem noch fertig präsentieren…?“ Ein Schmunzeln konnte ich da schon entdecken auf seinem Gesicht und willig ließ er mich meinen Schmus zu Ende erzählen.
Ein ganz gutes Fazit aus dem Ganzen würde ich trotzdem ziehen: ich hab nämlich ein neues (und einfacheres, höhö) Thema von meinen Profs bekommen.
UND ich fahr jetzt erstmal nach London. Euch wünsch ich auch ein schönes Wochenende… 🙂
L.
Alle kochen nur mit Wasser…
…hat unserer ehemaliger Mathelehrer immer gesagt. „Nur Marianne* nicht“, meinte er dann, „die hat gar nix im Topf.“ Continue Reading →
Die wahren Künstler…
…sitzen auf der Straße haben Marion, Philipp, Rü und ich am Wochenende festgestellt.
Angefangen hatte der Abend auf einem der unzähligen Umsonst-Konzerte in einer der unzähligen Bars in Paris. Ganz hipp sah der Club zunächst aus – mit Lichtprojektionen an der Decke, Lavalampen und Tischen, die auf zwei Etagen im Maisonettestil verteilt waren.
Seltsam kam uns zwar das Personal vor: der 40-Jährige mit Trainingshose nacktem Oberkörper vor dem DJ-Pult (sie nannten ihn Tarzan), die Frau mit dem nicht wirklich blickdichten, schwarzen Häkelkleid mit NUR einem Tanga drunter oder auch der Barkeeper, der irgendwann meinte, sein Hemd ausziehen und mit seiner Kellnerpartnerin den Eindruck erwecken zu müssen, wir sollten die beiden lieber alleine lassen…
Trotzdem warteten wir jedoch voller Spannung auf die beiden angekündigten Konzerte: Kawai sollte Electro Pop Rock spielen und nachher war die Band Randomconnecticutquest angekündigt mit Pop électro organic Musik. Dass wir vier wohl Kunstbanausen waren, stellten wir jedoch spätestens nach dem ersten Song fest, den die die zwei Musiker von Karwai mit PC, Minikeyboard und gelegentlichen Gitarrenakkorden auf der Bühne bestritten…
„Musik ist ja zum Glück Geschmackssache“ dachten wir und warteten geduldig die dreißig Minuten bis zum nächsten Gig, den Randomconnecticutquest. Wenigstens innovativ war diese Müllsäcketragenden englisch-französische Band, hatte außerdem ne singen könnende Sängerin und ließ uns teilweise in weit entfernte Sphären abschweifen…
Eine halbe Stunde später waren unsere Ohren jedoch gesättigt mit Elektromusik und den zwischenzeitlichen Urschreien, die der Mensch mit dem Gartenschlauch um den Körper loslies. Und als der junge Mann hinter der Bar auch noch kurzzeitig seine Hose runterließ, um seiner Partnerin bestimmt nicht nur seine Unterhose zu zeigen, nahmen wir das als Aufforderung, mit Kind und Kegel das (sinkende?) Schiff zu verlassen.
Ruhig einen Trinken gehen wollten wir dann noch im Quartier Bastille und steuerten auf die Opéra de Bastille zu, zu deren Fuße wir auf den Hauptgig des Abends stießen: einen wohl obdachlosen E-Gitarrenspieler, der spontan alle Passanten begeisterte. So bildete sich *schwupps* eine kleine Fangemeinde, jubelte, klatschte und zahlte am Ende.
Eine kurze Kostprobe hat meine Kamera eingefangen, bis leider der Speicher voll war. Aber: wer das Genie erleben will, muss nur an einem Samstag Abend zur Opéra de Bastille in Paris pilgern, vielleicht hat er/ sie ja Glück…
L.