Zu den „intelligentesten Menschen Frankreichs“ …

… zählt meine Mitbewohner Sarah die zwei Studis der Ecole nationale supérieure (ENS), die mit uns die Journalistenausbildung machen. „Denn an der ENS gibt es die schwierigste Aufnahmeprüfung überhaupt“, sagt sie. Und ich versuche, daran zu glauben. Mit mäßigem Erfolg.„Wie, Frankreichs – das sind die intelligentesten Menschen der Welt!“, sagt mein Vater spöttisch, als ich ihm die Episode später erzähle.

Und er spricht mir aus der Seele. Denn selbst wenn auch ich mit Leistungsdruck und Uni-Rankings großgeworden bin, habe ich nach fast vier Jahren Paris das französische Elitedenken noch immer nicht verinnerlicht.

Aussagen wie „an normalen Unis lernt man eh nix, da drehen doch alle nur Däumchen“ (im Gegensatz zu den Elite-Grandes-Ecoles) kommen mir komisch vor. Ebenso Anekdoten von Freunden, die Studis der Elite-Uni Sciences Po treffen, die sie fragen: „Und, an welcher IEP bist Du?“ (Instituts d’études politiques heißen die Zweigstellen der Schule, die es in neun verschiedenen französischen Städten gibt) Meine Freunde antworten: „An keiner.“ Und der Sciences-Po-Student: „Oh, das tut mir leid.“

Zu verallgemeinern ist das sicherlich nicht. Denn rund zwei Drittel meiner Mit-CFJler haben vorher Sciences-Po gemacht, ohne dass dies sichtliche Überheblichkeits-Spuren hinterlassen hätte – im Gegenteil, sie sind alle sehr offen und zugänglich!

Und dennoch stelle ich fest, dass meine Kollegen sich selbst ein Jahr nach dem Aufnahme-Test am Centre de Formation des Journalistes noch immer gerne an diesen Erfolg zurückerinnern…  Denn auch unsere Schule ist eine Grande Ecole, gehört angeblich zu den drei besten Journalistenschulen Frankreichs.

Ein Attribut, das ich nach dem Besuch von insgesamt vier verschiedenen Unis in Deutschland und Frankreich so mittel ernst nehmen kann – schließlich beanspruchte jede einzelne von ihnen, „die Kirsche auf der Torte zu sein“, wie die Franzosen so gern sagen. Wobei ich diesbezüglich ein bisschen „auf meinem Hunger geblieben bin“, um bei den französischen Ausdrücken zu bleiben.

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.