Essen …

… ist in Frankreich sone Sache. Da gibt es feste Regeln. Und wer die nicht einhält, erntet überall nur verwunderte Blicke. So wie ich seit 3,5 Jahren.

„Ist das gerade Dein Frühstück oder Mittagessen?“ fragt mich meine Mitbewohnerin. Ich gucke sie verwirrt an. Es ist Sonntag, halb eins. Vor zwei Stunden bin ich aufgewacht, der kleine Hunger holt mich jedoch erst jetzt ein, weswegen ich mir ein Brot schmiere. Und das verwirrt meine Mitwohni – denn Frühstück isst man schließlich morgens und zum Mittagessen gibt es eigentlich was Warmes im kleinen Frankreich, jedenfalls wenn man zuhause ist. Regeln, an die ich mich auch nach 3,5 Jahren in der Stadt an der Seine noch nicht gewöhnt hab.

So bin ich gerade aus meiner Studi-Zeit gewohnt, zu essen, wenn ich Hunger hab – was gerne auch mal gegen halb vier Uhr nachmittags passiert, weil man ja erst um halb zwölf gefrühstückt hat. Eine Gewohnheit, die Franzosen jedoch komplett aus der Bahn wirft. Große Augen guckten mich schon damals an der Maison des Sciences Economiques an, wo ich Internationale VWL studierte, als ich mir solche Nachmittags-Mahlzeiten zu Gemüte führte. Denn selbst wenn kleine Studis schon seit Jahren nicht mehr zuhause wohnen, respektieren sie doch präzise schon früh eintrainierte Ess-Rituale.

Dazu gehört morgens das unumgängliche süße Frühstück – mit Croissant, Baguette und Marmelade.

Um halb elf werden schnell zwei, drei Kekse eingefahren (jedenfalls hat mir das Cécile so erklärt).

Gegen halb eins, eins dann das Mittagessen – das nur notgedrungen aus einem Sandwich besteht, da man ja nicht die Zeit hat, nach Hause zu fahren. Ein Nachtisch ist dabei meist fester Bestandteil.

Gegen vier, halb fünf kommt das Goûter: ein paar Kekse und ein Kaffee oder Tee.

Zwischen sechs und acht (je nach Geschmack) gibt’s schließlich Abendessen – das wiederum aus mehreren Gängen besteht, meist mit Aperitif, Hauptgang und Dessert. Dazu gibt es meist Leitungswasser, erst bei der Nachspeise trinkt man warm.

Welch Barbar hat sich da also eingenistet unter den kleinen Franzosen: Kaffee trinke ich gerne schon mit der Vorspeise (mittags jedenfalls), Essenszeiten existieren wie gesagt praktisch nicht in meiner kleinen Welt und völlig absurd finde ich übrigens die Frage „T’as déjà mangé?“ – Hast Du schon gegessen?

Denn sie impliziert ja, dass es allgemein gültige, feste Zeiten gibt für die Nahrungsaufnahme – wird sie mir vor allem auch immer nur zu den genannten (Mittags- und Abend-)Essens-Zeiten gestellt.

Und dennoch – ertappe ich mich inzwischen manchmal selbst bei dieser Frage.

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.