Den künftigen Queen-Sänger…

…habe ich heute, wider Erwarten, in einem Park im Londoner Soho-Bezirk kennengelernt. Zumindest sieht der neue Freddie selbst das so. „Magst Du Queen?“ fragt mich der junge Mann, der neben mir auf der Parkbank sitzt. Überrascht schaue ich zu ihm hinüber. Ich bin gerade für ein paar Tage in London und lerne tagsüber meinen neuen Arbeitgeber besser kennen (das Unternehmen, nicht den Chef). Nur durch Zufall bin ich heute Abend, nach der Arbeit, am Soho Square vorbeigekommen und habe gesehen, dass es hier wohl gerade Live-Musik gibt. Aus dem Lauschen hat mich seine Frage jäh herausgerissen.

„Äh, ja…“, antworte ich. „Wieso?“

Da guckt er mich mit leuchtenden Augen und überzeugtem Grinsen an und sagt: „Ich bin der neue Queen-Sänger!“

„Der neue Queen-Sänger?“ Ich runzele leicht zweifelnd die Augenbrauen.

„Naja, also – der künftige Queen-Sänger!“

„Aha…“, meine ich und frage: „Ja…äh…bist Du denn schon in Kontakt mit denen?“

„In Kontakt?“, sagt er. „Inwiefern?“

„Naja, wissen die schon etwas von ihrem Glück?“

Er rutscht leicht unbehaglich auf der Parkbank herum. „Nein, aber bald“, sagt er und nickt, plötzlich wieder scheinbar völlig von seiner Sache überzeugt. Dann fügt er schnell hinzu: „Hier, hör mal!“ Er hält mir seine Kopfhörer hin.

Dann lausche ich einem seiner Queen-Remakes: Breakthru.

„Hmm, jaa…“, sage ich. „Gut hört sich das ja schon an, aber ganz so wie Freddie dann doch nicht…“

„Echt, findest Du nicht?“, fragt er. Ich mache nur eine zweifelnde Handbewegung.

„Aber meinst Du, ich kann es schaffen? Kann ich damit Erfolg haben?“

„Also, ich finds gut – aber ein Musikexperte bin ich nicht“, sage ich. „Wie willst Du denn an die rankommen?“

„Naja, also Bryan spielt manchmal hier in der Gegend“, antwortet er. „Jetzt muss ich mir nur noch etwas Besonderes einfallen lassen – damit er auch mein Demotape anhört. Irgendne tolle Performance oder so…“

„Aha“, meine ich und stelle mir das gerade bildlich vor.

Dann springt Mister künftiger Superstar plötzlicher von unserer gemeinsamen Parkbank auf und streckt mir seine Hand hin. „Ich muss gehen“, sagt er.

Leicht verdutzt schüttele ich die und frage noch schnell: „Wie heißt Du denn eigentlich?“

„Eugene“, sagt er und fügt hinzu: „Aber – im Internet findest Du mich unter Mister Fahrenheit.“

Und er ist weg.

L.