Uni um 14.00 Uhr…
…hatte ich heute – jedenfalls dachte ich das.
So stand ich also gemütlich gegen halb elf auf, trank nen Kaffee, zog Sporthose und -schuhe an und joggte aus der Haustür raus in Richtung Eiffelturm. Anderthalb Stunden vergnügte ich mich durch die Stadt hüpfend, guckte nach links, rechts, oben, unten, vorbei an Scharen von Touristen.
Wieder im trauten Heim sprang ich voller Elan unter die Dusche, machte mir gemütlich was zu essen und setzte mich schließlich gegen halb zwei in Bewegung in Richtung Uni. Dort kam ich dann auch an, gegen 14.00 Uhr und schwebte strahlend in den Klassenraum.
Die verwirrten Blicke meiner Kollegen schob ich darauf, dass sie sich freuten, mich zu sehen und grinste voller Freude zurück, zückte Kuli und Zettel und schrieb auf, was der Prof zu sagen hatte (der war nämlich schon dabei, zu erzählen).
Gegen 14.15 Uhr sagte Monsieur hinterm Pult: „So und alles Weitere erzähle ich dann nächste Woche“. Kalt und heiß durchfuhr es mich da und mit einem Schlag fiel es mir ein: nicht um 14.00 Uhr sondern um 13.00 Uhr. Ja, und als ich ankam, hatte ich noch genau 15 Minuten Kurs. Kein wirklich anstrengender Tag.
L.
Weihnachten…
..war bei mir schon gestern: nach 2 Monaten vergeblichen Wartens, Anrufens, im Kreis Springens und Mäuse Melkens kam sie an: DIE FREEBOX, die neueste Version! Grooooßartig, ich hab Internet! Und FERNSEHEN – 300 Kanäle!!!
Was ich nun alles machen kann, dachte ich mir, und saß ratlos vor meinem Schlepptop.
L.
Illegal…
…schreibe ich im Moment immer Emails und Blogbeitraege (deswegen die Seltenheit, da Angst vor Sanktionen…) – in der Unibibliothek.
Dort darf man naemlich eigentlich gar keine Mails und Aehnliches abrufen. Und deshalb sind auch alle Mailseiten gesperrt, jedenfalls die franzoesischen. Nur GMX kennen die Franzoskoepp nicht, deswegen schreibe ich nun fleissig von der Bib aus – allerdings mit Schweissausbruechen und nervoesen Zuckungen, das Leben als Verbrecher ist nunmal nicht sicher und vor allem nicht entspannend…
Und Madame Freebox (also das Internet-Modem-Dings) will und will nicht ankommen im trauten Heim, auch wenn sie Tag fuer Tag mit Spannung erwartet wird. So wird die Aufregung auch vorerst nicht abbrechen…uiuiui.
L.
Zwei Wochen meines Lebens…
…hab ich ueber Makrooekonomie verbracht – und so richtig was gelernt hab ich dabei noch nichtmal.
Nicht wirklich Theorien erklaeren sollten wir da naemlich, sondern einfach nur rechnen, stumpf Gleichungen umformen in der Hoffnung, irgendwann genau DIE Gleichung zu finden, die der Prof gerne haette von uns.
So sassen wir also alle fieberhaft ueber unseren Lagrange-Ansaetzen, rechneten bis die Koepfe rauchten und nur einige von uns fanden die Loesung. ICH war natuerlich nicht dabei, sondern musste fuer die letzten zwei Teilaufgaben Hilfe suchen bei der kleinen Cécile (Nummer 1, also der vom vergangenen Jahr), die mir freundlicherweise die Vorgehensweise erklaerte und mir bei jeder neuen Zeile sozusagen Haendchen hielt.
Vorgestern war sie dann vorbei, die Zeit der Lagrange-Ansaetze, wozu unser Prof nur meinte: „Na, das war doch nicht so schwer…“ Einer Meinung mit ihm war da zwar niemand, aufgeatmet haben aber trotzdem alle (da Uebung ja nun abgegeben) – bis zu der deprimierenden Aussage des Monsieurs vor uns: „Ja, die Klausur wird so aehnlich werden wie die Uebung…jedenfalls teilweise.“
Muss ich jetzt bis an mein Lebensende Makro lernen…? dachte ich da nur…
L.
Keinen Korb…
…sondern gleich nen ganzen Container hab ich mir am Wochenende abgeholt (und da sag mal einer, die Franzosen seien besonders einfühlsam).
Da war also dieser ganz nett aussehende Jüngling, den ich die Woche zuvor kennengelernt hatte und auf den ich in der Folge ein Äuglein warf. Und besagter Jüngling kam also auch Sonntag wieder zur Rando, sprach mit mir, war freundlich, wenn auch distanziert.
Nach der Randonnée (Skatetour) tranken wir noch ein Schlückchen mit all den anderen Rollenbegeisterten in deren Stammkneipe „66“ nahe der Bastille. Und als das Glas leer war, ging es zur Rue Daumesnil, wo er und seine Rollerfreaks immer Hütchen aufstellen, drumrumfahren, Slides üben etc.
Auch ich durfte also an diesem Vergnügen teilhaben (wenn ich mich auch alles andere als geschickt anstellte…). Und als die Messieurs Rollers genug vom rollen hatten, steuerten wir auf ein Chinarestaurant am Place d’Italie zu. So kam es, dass ich einen Moment allein war mit dem stolzen Jüngling, auf den ich ein Äuglein geworfen hatte und er die Gelegenheit ergriff, mit folgende, gar nicht süße Worte ins Ohr zu säuseln:
„Also, ich muss dir was sagen.“ setzte er an. „Ich hab das Gefühl, Du machst dir Illusionen und denkst, da würde was zwischen uns laufen, aber nein. Du bist nett und alles, aber nein.“ waaam schallerte es in meinem Kopf und blubb zerplatzte die Seifenblase.
Aus der Traum vom Prinzen auf dem weißen Ross – ich bleib wohl erstmal eingesperrt in meinem Turm (und die Leiter hat er mir auch geklaut).
L.
Waschmaschinenprobleme…
…hatte ich in meinem Nest ja von Anfang an. So hatte das gute Stück schon seit drei Monaten nicht mehr funktioniert, daran getan hatten die Mädels jedoch nix.
Und da ich auch nicht darauf hoffen konnte, meine unglaublich engagierte Mitwohni würde sich in absehbarer Zeit darum kümmern (ihr Lieblingssatz ist: „Ist mir alles egal!“…), zerrte ich einen der unzähligen Waschmaschinenreparateure in unser Appartment. Der reparierte prompt unseren Waschmaschinendinosaurier, dieser hielt jedoch nicht lange durch und zwei Tage später gab er wieder den Geist auf.
So suchte ich nach Alternativen und fand prompt eine gebrauchte Siemens für 40 Euro im Internet. Nur abholen müsste ich sie in Suresnes, meinte der gute Mann am Telefon. Suresnes ist ein Vorort von Paris, direkt hinter dem Peripherique, also nicht weit, aber doch zu weit, um mal eben sone Waschmaschine in Metro oder RER zu transportieren.
Gut zwei Monate suchte ich daraufhin nach willigen Helfen mit großen Autos, fand jemanden, mit dem ich mich dann leider zerstritt und fand schließlich wieder jemanden. Und vergangene Woche war es soweit: Christina, Alex und ich sollten Unternehmen Waschmaschine in die Hand nehmen, an einem Freitag. Abends zuvor hatte ich noch mit Philippe (einem kleinen deutschophilen Franzosen in Paris) meine alte Dinosaurierwaschmaschine die Treppe hinunterbefördert – um 12 Uhr nachts mangels Alternative und so, dass ich am nächsten Morgen erstmal von meiner Hausmeisterin zusammengestaucht wurde (sie hatte ihre Wut wohl noch nicht genug an ihren Kindern ausgeschrien…wie sonst jeden Tag…).
Um 14 Uhr kamen meine treuen Hasen dann also in die Rue Auguste Bartholdi gehoppelt und wir juckelten los, Richtung neue Waschmaschine. Mit Plan und gar ohne uns zu verfahren kamen wir denn auch eine Stunde später erfolgreich in Suresnes an – als wir jedoch am richtigen Haus klingelten, war das einzige, was sich regte, ein kleiner Junge hinter der Glasscheibe, der in der Nase popelte…
Erst nach zahlreichen Klingelversuchen und Anrufen öffnete schließlich doch jemand die Tür (und der popelte nicht in der Nase) und mit vereinten Kräften hieften wir das gute Stück in Alex‘ Kofferraum (nicht ohne zuvor noch ne gehörige Macke in sein Auto zu hauen…ähem). Zack, Kofferraum zu und los ging’s.
In den Rücken ist uns die Maschine zwar nicht gerutscht, wäre das Auto kein Kombi gewesen, hätte dazu aber nicht viel gefehlt – spätestens als der abwesende Mittzwanziger hinter uns auf einmal Autoscooter mit uns spielte…Getan hatte das dem Auto aber wohl nix und weiter gings zurück zu mir nach Hause.
Dort angekommen hieften wir das Ding nach oben, in den zweiten Stock – der Aufzug war nämlich leider zu klein, um uns zu helfen. 5 Liter Schweiß und eine Stunde später stand das gute Stück da, neben dem Kühlschrank und right next to the Klotür. Nur noch funktionieren musste es. Und das tat es denn auch – nicht. Jedenfalls erstmal. Und als Madame Waschmaschine sich dann doch mal bequemte, ihre Schleuder samt Wasser in Bewegung zu setzen, fing sie an zu stinken, dass wir halb in Ohnmacht fielen, und auszulaufen, aber nur ein bisschen. Ein paar Jahre hatte sie schließlich in der Garage verbracht und dabei wohl so einiges an Schimmelwasser angesammelt.
Nach der ersten Wäsche hat sie nun diese Kinderkrankheiten aber verloren – nur noch hüpfen tut sie etwas. Und laut ist sie, leicht. Nur so, dass man denkt, da sprengt jemand das Haus in die Luft. Meine Nachbarn werden sich freuen.
L.
Verschworen…
…haben die sich doch alle gegen mich!
Dass ich Probleme mit dem Internet hab, hab ich ja schon berichtet (siehe Netzlos…)Dass das aber ohne die gute Christina in alle Ewigkeit so weitergegangen wäre, hätte ich nicht gedacht…
Da ruf ich also zu jeder erdenklichen Tageszeit (tagsüber, spätabends und, ja Papi, sogar FRÜHmorgens!) bei dieser elenden Free-hotline an und jedes Mal zahle ich meine 34 centimes pro Minute, um mich JAHRElang durch das blöde Menü zu klicken („Wenn Sie PC-Kunde sind, drücken sie jetzt die 1… Wenn Sie zum ersten Mal wegen dieses Problems anrufen, drücken Sie jetzt die 1…etc.), um schließlich (nach etwa 3 Euro Gesprächskosten!!!) von einer zuckersüßen Computerstimme gesagt zu bekommen „A cause d’un très grand nombre d’appels, on ne peut pas donner suite à votre appel…“. Free ist also IMMER überlastet mir Anrufen.
Bleibt noch die Möglichkeit „assistance en ligne“, also Kundenservice im Netz direkt. Da ruf ich also die kleine Marion an und navigiere sie per Telefon auf meine persönlich Free-Seite (im Gegensatz zu meiner funktioniert nämlich ihre Freebox noch, sie kann also ins Internet gehen…). Eine DREIVIERTELSTUNDE klickt sie sich durch die gesamte free.fr-Seite: schafft es nicht, mir eine neue Freebox zu bestellen; geht auf den Chat – der Link funktioniert nicht; findet eine Gratishotline – die dann bei Anruf seltsam FAX-ähnliche Pieptöne von sich gibt… und gibt schließlich auf.
Auch Marion hatte vor kurzem ein Freeproblem und auch sie erreichte die Hotline nie, aber auch nie! Und mit einer Freundin hatte sie kurz danach festgestellt, dass auch besagte Freundin das gleiche Problem konfrontierte…Woraufhin ich schließlich beschloss, den freundlichen Menschen von Free einen guten, alten BRIEF zu schreiben (im Internetzeitalter ist dieser INTERNETanbieter ja anscheinend noch nicht angekommen und Telefon kennen die auch nicht…). Marions Kommentar dazu war nur, ich sollte unter P.S. anfügen: „Tu pues du cul…“, was ich natürlich nie machen würde… (stattdessen dachte ich darüber nach, kurz mal „chier dans l’enveloppe“)
In meiner Verzweiflung erzählte ich das Trauerspiel also am nächsten Tag meiner kleinen Freundin Christina, die daraufhin schrie: „Aber ich kenn doch jemanden bei Free!“ – und das war die Lösung meiner Probleme. Zusammen riefen wir den guten Mann abends an und schilderten ihm mein Problem. Er versprach daraufhin, mich am nächsten Tag zurückzurufen – und mir wurde klar, warum man als Normalsterblicher bei dieser Hotline in keinem Fall irgendjemand erreicht…die sind die ganze Zeit beschäftigt, sämtliche Bekannte, Bekannte von Bekannten, Bekannte von Bekannten von Bekannten anzurufen…
Tags darauf also der versprochene Anruf: Die Freebox sei vor drei Wochen zurückgeschickt worden (wir hatten sie ja schonmal bestellt und dann nicht innerhalb von einer Woche in dem Postladen in Paris abgeholt, so dass sie wieder zurück an Free ging), sei aber noch nicht wieder bei Free angekommen. Sobald sie das wäre, würde mein neuer Free-Freund sofort alle nötigen Schritte unternehmen und mir das gute Stück zurück nach Paris senden.
DREI WOCHEN ist dad Dingen schon unterwegs von Paris nach…Cédex glaub ich. Ich sag’s doch: nicht nur Free hat sich gegen mich verschworen, LA POSTE steckt mit denen unter einer Decke!
L.
Ein geheimnisvolles Paket…
…hab ich vor zwei Tagen vor der Tür meiner kleinen Wohnung in meinem kleinen Paris gefunden.
An mich persönlich war das Paket adressiert, von meinen Eltern erwartete ich jedoch nix und den Absender kannte ich auch nicht. Vorsichtig nahm ich den Karton mit rein, erwartete schon Bomben, Ratten oder Giftgas beim Öffnen und war dann umso überraschter, als ich eine Second-Hand-Strickjacke (noch nichtmal mein Geschmack) und einen Zettel fand, auf dem stand: „Thanks for your purchase, Regards – Andy“.
Dass das Paket von Ebay kam, wurde mir da klar, wer mir es geschickt hatte und vor allem WARUM, blieb ein Rätsel.
So dachte ich schon darüber nach, schnell eine Wunschliste im Netz zu veröffentlichen für eventuelle weitere Geschenkkäufe des Unbekannten…als ich zwei Stunden später in meinem Emailfach eine wohl übersehene Mail der Mutter der Frau meines Bruders (er hat doch vor nem Monat geheiratet) fand: „Hallo, liebe Lisa! Du wunderst Dich bestimmt, dass Du jetzt Post bekommst von mir, aber ich wollte Dir nur sagen, dass ich mir eine Strickjacke bei Ebay bestellt hab und sie an Deine Adresse hab schicken lassen, da der Versand nur innerhalb Frankreichs möglich ist. Kannst Sie mir vielleicht Weihnachten mitbringen?“
Und aus der Traum vom geheimnisvollen Verehrer…
L.
Ob das wohl an mir liegt…
…dass sich alle Hilfe-Suchenden in Paris kollektiv auf mich schmeißen…?
Da geh ich nichtsahnend meine kleine Rue Auguste Bartholdi in Richtung Heimat entlang und es spricht mich ein Mensch mit Kappe an. Mensch mit Kappe meint: „Entschuldigung, ich möchte sie nicht belästigen, aber dürfte ich Ihnen eine Frage stellen…?“ Hin- und hergerissen zwischen dem plötzlichen Gefühl, reißaus nehmen zu müssen und natürlicher Neugier entscheide ich mich schließlich für die zweite Möglichkeit und sage: „Na, dann schießen Sie mal los!“
Mensch mit Kappe zieht also Kappe ab, fährt sich nervös kämmend durch sein Haar, guckt unruhig nach rechts, dann nach links, schließlich mir direkt in die Augen und fragt: „Also, ganz ehrlich, meinen Sie, ich müsste mir mein Gesicht operieren lassen?“ Diese Frage nun gar nicht erwartend reiße ich mich zusammen, um nicht zu lachen (der arme Mensch gegenüber von mir leidet schließlich unsäglich) und meine: „Öh, nö. Da seh ich keinen Anlass zu.“ Nicht wirklich beruhigt fährt er fort: „Naja, es ist nur so, ich bin arbeitslos und finde keinen Job. Und eigentlich komme ich aus Südamerika, aber ich seh eher aus wie ein Araber. Jedenfalls denken das viele und da dachte ich mir, vielleicht finde ich deshalb keinen Job.“
Musternd gucke ich ihn mir an, den mittelgroßen Mittzwanziger mit den dunklen Haaren, der etwas dunklen Haut, den ich fast als ganz gutaussehend bezeichnen würde und frage ihn: „Ja, und was wollen Sie dann verändern?“ „Ja, alles“ antwortet der. „Die Haare [von dunkel nach] blond färben, die Haut heller machen, die Augen [von dunkelbraun in] blau färben.“ Zehn Minuten rede ich daraufhin auf den Monsieur ein, dass das doch nun wirklich zu teuer sei, er plastische Chirurgie nicht nötig habe und ich genug Leute kenne, die auch wenn sie blond und blauäugig sind, keinen Job finden.
„Ich möchte Sie ja nicht belästigen“, fährt daraufhin Latino fort, „es ist nur so, ich wollte eine neutrale Meinung haben. Meine Freunde sagen auch, ich brauche das nicht, aber denen kann ich ja nicht glauben, die mögen mich ja. Naja, und da wollte ich mal jemand anderen fragen, am besten eine Frau, wie Sie halt…“ Nochmals wiederhole ich, er bräuchte sowas nun wirklich nicht, wenn er wolle, dann solle er aber gerne noch jemand anderen fragen, ich sei sicher, der würde ihm genau das Gleiche erzählen. Daraufhin wird Mister in front of me nochmals nervöser, schaut sich um, sichtlich auf der Suche nach dem nächsten Opfer, murmelt schnell ein Dankeschön und hüpft hektisch davon…ob ich den wohl vorm Messer gerettet hab…?
Zwanzig Minuten später laufe ich wieder die Straße entlang, diesmal in die entgegengesetzte Richtung, Richtung Supermarkt. Kurz vorher kehre ich ein beim Zeitungsladen, um eine Copy zu machen. Da erscheint auf einmal ein vielleicht 8jähriger Junge an der Tür, guckt mich an und fragt „Habla espanol?“ „Si“ antworte ich erstaunt, woraufhin der Kleine sich umdreht, seinen Eltern auf spanisch zuruft, er hätte es doch gewusst und mit denselbigen im Schlepptau in den Laden kommt. Zwei Minuten vorher hatte ich den Dreierpack an der Ampel an der Ecke gesehen und freudig gelächelt, als ich sie spanisch sprechen hörte. Das hatte der kleine Mann wohl gesehen und die Gelegenheit ergriffen, mich jetzt um Hilfe zu bitten. Das Anliegen: eine Kassette aus der Videocamera zu holen und eine neue reinzulegen.
Nicht, dass ich irgendeinen besonderen Technikverstand hätte (noch steht auf meinem Pulli vorne Elektroniker), die suchten wohl einfach nur jemanden, der Spanisch sprach. Zuvor hatten schon diverse „Techniker“ in Elektronikläden an der Straße ihr Glück mit der Kassette versucht – erfolglos.
So stand ich da also, guckte mir die Kamera an, gab sie zwischendurch dem Copymeister, der auch nur hilflos darauf rumdrückte und sie mir dann wiedergab und fand schließlich den Knopf auf dem stand „Eject“. Darauf drückte ich und, schwupps, hatte ich die Kassette in der Hand. Strahlend nahm der kleine Mann die Kassette entgegen, gab sie seinen chilenischen Eltern (die mir inzwischen ihre Feriengeschichte erzählt hatten) und die drei hüpften davon.
Hach, es ist ja so schön, sich nützlich zu fühlen…
L.
Das Internet…
…stellt sich immer noch als sehr störrisch heraus in meinem Leben.
Nachdem die neue Freebox (also der Rooter) endlich in der Geschäftsstelle in Paris angekommen war, stellten Alyosha und ich fest (als wir sie einige Wochen später abholen wollten), dass sie bereits an die Zentrale zurückgegangen war. Die alte funktioniert nicht mehr und so müssen wir nochmal 3 bis 4 Wochen warten, bis die Zentrale die neue Freebox wieder nach Paris schickt und ich sie dann da abholen darf (was hoffentlich klappt, da er ja der Inhaber des Anschlusses ist, sie aber nicht abholen wird können, da er in London wohnt).
Nichts für ungut, dachte ich mir, wozu gibts umsonst WLan in allen MCDo-Geschäftsstellen in Paris. Nicht gerechnet hatte ich dabei mit ständigen Serverproblemen in fast ALLEN Filialen hier, so dass Internet zwar kostenlos, aber nicht funktionierend ist. Nach stundenlandem Marsch fand ich dann doch eine funktionierende Filiale, machte es mir bequem, ohne vorher irgendeinen Schrott an der Kasse zu kaufen. Das jedoch war „obligatoire“ wie der Obermensch mir eine halbe Stunde später verklickerte, woraufhin ich mir dann ne kleine Cola kaufte – zu mehr könnte ich mich bei der zuckersüßen Art des Menschen nun wirklich nicht hinreißen lassen…
Wenn McDo so unfreundlich ist, versuch ich dochmal die Uni, dachte ich mir, und schwupps nahm ich klein Schleppi mit zu Paris I, also zur Sorbonne. Um dort ins Internet zu gehen, muss man jedoch erst schonmal im Netz gewesen sein und sich angemeldet haben mit seiner Emailadresse auf der Unihomepage. Da erhält man dann ein Passwort, mit dem man sich einloggen kann. Auch diese Hürde überwand ich schließlich erfolgreich (McDo musste wohl doch nochmal herhalten) und schleppte mich wieder samt Schleppi in die Bibliothek, wo man das WLan installieren kann. Dort stellte ich dann fest, dass man um ins Internet gehen zu können erst ein Programm runterladen muss, dass natürlich nur IM INTERNET verfügbar ist. Und die Netzwerkkabel von Paris I funktionieren natürlich auch nicht, so dass – ich jetzt wieder bei MCDo sitze und mich vor den Angestellten ducke…
L.