Beschauliche Weinachtsgeschichten …

… bekomme ich zu hören, seitdem ich in meine kleine, mittelhessische Heimatstadt Marburg zurückgekehrt bin. Nicht über Knecht Ruprecht, dafür aber über Gevatter Tod – ein Beispiel.„Neulich kam doch Frau S. bei uns im Laden vorbei“, erzählt meine Mutter und nimmt noch einen Schluck Wein. Sowohl auf ihrem Gesicht als auch auf dem meines Vaters macht sich ein großes Grinsen breit. „Sie hat mir erzählt, sie wollte neulich einkaufen gehen, und hat vorher nur bei Klara, der Mutter einer Freundin F. vorbeigeschaut.“ Klara ist in den 90ern und habe ein paar Tage zuvor einen Zusammenbruch gehabt. Seitdem müsse sie alle Viertelstunde mit einer Handpumpe beatmet werden.

Frau S. besucht ihre Freundin F. also in dieser schweren Zeit. Doch gerade, als sie sich niederlässt, am Bett der alten Frau, und deren Hand nimmt, tut Klara ihren letzten Zug, atmet aus und nicht wieder ein. Panisch ruft S. nach F. Das Handpumpgerät hält sie bereits in der Hand, wartet auf das Kommando. Doch Klaras Tochter meint: „Nee, benutz nicht das Handpumpgerät. Das ist schlecht für die Bronchien.“

Ein paar Momente hätten sie gewartet, ob die alte Dame vielleicht wieder zu sich käme. Doch deren Atem bleibt aus, sie liegt nur still in ihrem Bett.

„Na, dann machen wir jetzt erstmal nen Prosecco auf“, hätte F. gerufen. Und S.: „Aber … nen Prosecco? Das können wir doch nicht machen …“ „Doch“, habe die Tochter der Verstorbenen geantwortet, „das hätte Klara auch so gewollt.“

Alleine blieben die beiden mit ihrem Prosecco nicht. So der eine oder andere Familienangehörige und Freund hätte sich an jenem Abend noch zu ihnen gesellt, erzählt meine Mutter – und so mit dem einen oder auch anderen Glas Wein und Prosecco auf Klaras langes und erfülltes Leben angestoßen.

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.