Ich mache Musik! …

… darf bei der Fête de la Musique nun wirklich jeder sagen – und andere mit seinen Tönen beglücken. Ein Streifzug durch ein melodisches Paris.

„Ich komme seit 15 Jahren jedes Jahr für die Fête de la Musique nach Paris“, sagt Michael, neben mir her rollend. Durch Zufall hab ich den Informatiker aus dem Ruhrpott bei der Rando de Roller kennen gelernt, drei Stunden lang bildeten wir so eine kleine deutsche Zelle unter den Hunderten an Inlinefans vergangenen Freitagabend.

„Normalerweise starte ich immer beim Hôtel de Ville, gehe in Richtung Bastille“, fügt der Mittdreißiger hinzu. Gefeiert werde da genug, und nur gegen Ende der Straßenpartie müsse man sich in Acht nehmen vor betrunkenen und nicht ganz zahmen Musikfeiernden, meint er. Denn die eine oder andere Flasche könne da schon mal durch die Luft fliegen …

Um ein Uhr nachts düst Michael zurück zu seinem fahrenden Bett, einem VW-Bus, den er jedes Jahr mit nach Paris bringt – außer, wenn er mal mit Freunden anreist, dann gönnen sie sie sich schon mal ein Hotel. Geparkt hat er beim Friedhof Père Lachaise – „da weiß ich auch, wo ich morgens Brot kaufen und abends noch ein Bier trinken kann“, meint er mit einem zufriedenen Grinsen.

***

Sonntag Abend, Fête de la Musique. Von Michael hab ich nichts mehr gehört nach unserer nächtlichen Fahrt, von seiner Begeisterung für das Paris-weite Straßenfest habe ich mich trotzdem anstecken lassen.

Marion, Géraldine, Céline und ich düsen zu unserer ersten Station, dem Ministère du Développement de l’économie numérique, Rue de Saint Dominique, im 7. Arrondissement. « Something à la Mode » kombinieren dort klassische Musik mit Technobeats, entführen uns in andere Sphären …


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Das Ministerium tut das Seinige zur Diskostimmung – mit mäßigem Erfolg …

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45 Minuten später, nach einem kurzen Ausflug nach Argentinien im Hinterhof der Maison de l’Amérique Latine, bewegen wir uns in Richtung Denfert Rochereau, der größten Bühne an diesem Abend. Ein relativ weiter Fußweg liegt vor uns (Busse fahren an diesem Abend nicht in unsere Richtung), Céline übernimmt die Navigation.

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Mehr durch Zufall kommen wir an Station Nummer 3 vorbei, Vater und Sohn rocken vor sich hin:

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Und schließlich unsere vorläufige Endstation: Denfert Rochereau, wo Zuschauer nicht gleich Zuschauer sind …

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So mache ich es mir auf meinem Platz gemütlich …

Die Musik auf der großen Bühne neben dem Löwen lädt dabei eher zum leichten Schunkeln als zum Rocken ein. Céline kommt das gar nicht gelegen, ist ihr doch eher nach Pogen zumute: Ihr Freund Monta ruft an, sagt, er habe den einzigen Wohnungsschlüssel in ihrer gemeinsamen Wohnung vergessen. In echter Einbrecher-Manier will er daraufhin durch das offene Küchenfenster (im ersten Stock) steigen, was sich jedoch angesichts Monsieurs Körperfülle als zu schmal heraussstellt… Also muss das Schlafzimmerfenster herhalten (einen Schlosser zu rufen, würde zu viel kosten da Spezialtür) – schwups, schlägt Monta es ein, Céline darf künftig wenn nicht in einem Scherbenhaufen, dann doch mit offenem Fenster schlafen.

Nach 20 Minuten Einschlafmusik ziehen wir so die laut mit den Zähnen knirschende Céline in Richtung Edgar Quinet, wo verschiedene Kneipenstraßen aufeinander treffen.

Und dort treffen wir: die Kelten.

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In Mittelalterkluft und mit Dudelsack an der Hand tröten sie vor sich hin, eine Fee in lila Robe schwebt an den Zuschauern vorbei, zieht sie, wenn möglich, mit auf die Tanzfläche. Leider tut sie das auch mit uns, hält ihr Céline doch allzu bereitwillig ihre Hand hin. So stolpern wir nicht enden wollende mindestens 10 Minuten hinter der Tänzerin her – Céline mit ihrer großen Mary-Poppins-Tasche (in der sie mindestens den Schlafsack, das Zelt und die Bücherei IMMER und ÜBERALL dabei hat), ich mit meinen drei Schals und der dicken Jacke (es könnte ja plötzlich Winter werden …) und Marion mit einer Obdachlosen an der Hand, die sich uns angeschlossen hat, jedoch noch weniger als wir mit dem hüpfenden Etwas vor uns mithalten kann.

Diesen bestimmt durchaus charmanten Anblick kann ich nun leider nicht mehr filmen – die Batterie meiner Kamera ist alle. Und auch unsere Batterien sind nach dem wilden Ringelreihe-Tanz leer. Erschöpft trottet deshalb jeder von uns seines Weges …

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.