Das deutsche Krankensystem …

… lässt zu wünschen übrig, dachte ich. Bis ich nach Frankreich ging und versuchte, mich in das französische Krankensystem einzugliedern. Mit erheblichen Startschwierigkeiten.

„Es dauert immer ewig, bis die den Papierkram erledigt haben“, sagt Sylvie, unsere Sekretärin, als ich Ihr meine Adresse diktiere. Wie recht sie hat, kann ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vorstellen. Es ist Anfang Oktober, ich schreibe mich an meiner Schule ins französische Krankensystem ein – hier geteilt in die öffentlichen „Assurances Maladies“ und verschiedene Zusatzkrankenkassen, genannt „Mutuelles„. Dafür zahle ich rund 400 Euro im Jahr (als Studentin), bekomme im Gegenzug die „Carte Vitale„, mit der ich in Apotheken und bei Ärzten (fast) bargeldlos zahlen kann.

Wenn ich sie denn bekomme. Denn bis die magische Karte in meinen Briefkasten geflattert kommt, dauert es. Inzwischen bin ich der Zahlmeister, kann mir das Geld jedoch im Nachhinein ersetzen lassen. Der Vorteil: ich bekomme ein Gefühl dafür, wieviel Gesundheit kosten kann – 22 Euro pro Standarduntersuchung. Doch das summiert sich auf. Vor allem, wenn man wie ich als Hyperallergiker alle paar Wochen für eine Immunisierung zum Dermatologen hüpfen muss. „Jetzt muss ich Ihnen allerdings mal ein bisserl Druck machen“, sagt mein sonst extrem ausgeglichener Arzt bei der letzten Spritze vor ein paar Wochen. „Das Serum reicht noch für zwei Spritzen. Sie müssen jetzt nachbestellen!“ Das ärztliche Rezept dafür habe ich. Was fehlt, ist die „Carte Vitale“. Ohne diese kosten die geballten Allergene rund 300 Euro.

Deswegen warte ich weiter – auch während meines Urlaubs in Lissabon. Während dem hinterlässt Sylvie eine Nachricht auf meinem Handy: „Lisa, ruf schnell zurück, es ist wichtig. Es geht um Deine Krankenkasse“, sagt sie. Mit mulmigem Gefühl rufe ich an, erfahre, dass meine Adresse nicht korrekt weitergegeben wurde. „Gehen Sie zurück auf Start?“ frage ich Sylvie, die antwortet: „Ja, es geht von vorne los, aber länger als einen Monat wird es wohl nicht dauern.“ Abends ertränke ich meinen Frust in Portwein.

Vergangene Woche, zurück in Paris. Ich habe Post von der „Assurance Maladie“ bekommen. „Wir freuen uns, Sie als unser Mitglied begrüssen zu dürfen“, lese ich und freue mich auch. Eine Carte Vitale ist jedoch nicht versteckt zwischen all den Zetteln – nur einen Papierwisch, den ich als „Ersatz-Carte-Vitale“ benutzen soll. Das Original-Stück kommt erst, wenn ich noch ein Passphoto und noch eine Kopie meines Ausweises zurückgeschickt hab (die ja eigentlich schon bei meinen Einschreibepapieren dabei waren). Voller Hoffnung gehorche ich, gehe danach mit dem Ersatzwisch bewaffnet in die nächste Apotheke. „Damit können Sie hier nicht zahlen“, sagt der Verkäufer und wirft mir den Wisch zurück. „Und ihre Medizin führen wir hier auch nicht“. Ich schaue ihn mit grossen Augen an, denke kurz darüber danach, meine Erfahrungen mit dem französischen Krankensystem an ihm auszulassen und entscheide mich dagegen. „Schönen Tag noch“, sage ich und verlasse den Laden.

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.