Wahlen in Portugal…

…finden heute statt. Dabei wird sich voraussichtlich Pedro Passos Coelho mit seiner konservativen Partei PSD durchsetzen. Doch nicht alle sind von dieser Aussicht begeistert, wie ich vor einiger Zeit in Lissabon feststellen durfte…

João, sein Vater José und ich stehen auf dem Balkon des schönsten Hostels Lissabons, in dem ich gerade meinen jährlichen Portugal-Urlaub verbringe. Die weiße Stadt ist wie immer (zumindest im Vergleich mit meiner Wahlheimat Paris) erholsam und entspannend – mit ihren stets freundlichen Bewohnern, dem guten Essen und schönen Wetter. Und dennoch bemerke ich vor allem dieses Jahr eine latente Spannung bei meinen portugiesischen Freunden, die von Zeit zu Zeit in frustrierten Kommentaren zum Vorschein kommt.

„Wir haben einfach jahrelang über unsere Verhältnisse gelebt“, sagt José und zieht an seiner Pfeife. Ein in der Sonne glänzender BMW kommt den Berg hinuntergesaust und biegt um die Ecke. José schüttelt den Kopf und sagt: „Lissabon ist voll von großen Autos – BMWs, Mercedes etc. Die meisten dieser Wagen sind auf Pump gekauft – jedenfalls bei den Leuten, die ich kenne.“ José selbst fährt seit Jahren denselben Wagen – und ist vollkommen zufrieden damit, wie er meint. „Wozu brauche ich den ganzen Luxus?“ sagt er mit Nachdruck. „Vor allem, wenn ich ihn mir nicht leisten kann…“

Bei den Wahlen am (heutigen) Sonntag wird er für die CDU stimmen, eine im Gegensatz zu ihrem deutschen Counterpart linksgerichtete Partei.

„Gewinnen wird die zwar nicht“, sagt er. „Aber für die Regierungspartei PS oder die PSD zu stimmen, kommt gar nicht in Frage.“

João sieht das ähnlich: „Die zwei großen Parteien sollten auf gar keinen Fall gewinnen“, sagt er. „Schließlich haben sie den ganzen Schlamassel hier angerichtet!“

Wie der 29-Jährige die portugiesische Situation empfindet, zeigt auch das Video, das er neulich auf Facebook postete:

Und dennoch gehören die beiden nicht zu den radikalsten Anti-Systemikern im schönen Portugal: Wie auf dem Platz an der Puerta del Sol in Madrid hat sich auch in Lissabon eine Gruppe zusammengefunden, die dafür wirbt, erst gar nicht seine Stimme abzugeben. „Wenn wählen etwas änderte, wäre es verboten“ oder auch „Für ein Referendum wie Island, um ‚Nein‘ zu sagen zum Bedienen der Staatsschulden“ steht auf ihren Pappschildern.

Fast täglich machen die jungen Leute Trommelkonzerte und Demonstrationen und führen kurze, systemkritische Sketche vor. Doch während in Spanien Tausende Menschen auf die Straße gehen, sind es hier nur ein paar Dutzende. Das Ergebnis der anstehenden Parlamentswahlen werden sie wohl kaum beeinflussen können.

L.